Auch Xing kann sich leider nicht von der immer schneller drehenden Preisspirale im digitalen Geschäft entkuppeln. Topline Wachstum wird durch Fernsehwerbung zu kosten der EBITDA Marge erkauft. Die aktuellen Quartalszahlen zeigen in allen Geschäftsbereichen (Mitgliederzahlungen, Recruitment und Events) soliden Umsatzwachstum, allerdings sinkt die Profitabilität deutlich. Der um Akquisitionskosten bereinigte EBITDA fällt von Q1/2013 €5,3m auf Q1/2014 €4,5m bei einem wesentlich höheren Quartalsumsatz von €22,8m (Q1/2013: €19,6). Somit ergibt sich eine EBITDA Marge die von einem sehr guten 2013 Wert von 27,0% auf jetzt 19,7% gefallen ist. Den verstärkten Fokus auf Marketing zeigen auch die Ausgaben bei diesem Kostenpunkt. Marketingausgaben steigen von Q1/2013 €1,2m auf Q1/2014 €3,8m und belasten das operative Ergebnis erheblich. Es bleibt abzuwarten, ob die neu gewonnen Umsätze erhalten bleiben, wenn keine Neukunden mehr durch teure Marketingausgaben gewonnen werden können.
Xing vs. Linkedin
Insgesamt fährt Xing aber die richtige Strategie, da internationale Expansion bzw. signifikanter Nutzerzuwachs durch die Monopolstellung von Linkedin nicht länger möglich ist. Entweder Xing schafft es Umsätze und vor allem Gewinne durch neue Geschäftszweige für die bestehenden DACH Nutzer zu schaffen oder das Netzwerk wird zukünftig einen schweren Stand haben. Jeder DACH Nutzer merkt spätestens beim ersten Kontaktversuch mit Personen außerhalb von DACH das Linkedin den Kampf der professionellen Netzwerke schon vor langer Zeit gewonnen hat. Dies wird auch durch den Traffic Overview von Similar Web (siehe unten) deutlich. Xing hat neben Linkedin keinerlei Relevanz in Bezug auf die Gesamtbesucherzahlen.
Was also tun? Wie bereits gesagt geht es jetzt bei Xing um die möglichst effektive Nutzung der bestehenden Reichweite. Weitere Fernsehwerbung und Nutzergenerierung zulasten der Marge halte ich nicht für sinnvoll, da diese Investition effektiver dazu genutzt werden könnten bestehende Mitglieder in Premium Mitglieder zu konvertiere. Die Investitionen im Bereich Events und Recruitment zeigen auf jeden Fall bereits jetzt eine vielversprechende Entwicklung – es bleibt abzuwarten, ob diese Umsatzkanäle die momentane Kursentwicklung und rekordverdächtigen Aktienpreise rechtfertigen.