Wenn man durch die Sender der ProSiebenSat.1 Media AG („ProSiebenSat.1“) abends entspannt auf der Couch rumklickt und bei den Werbepausen nicht aufs stille Örtchen rennt, so fällt auf, dass die meisten Werbeblöcke von neuen „digitalen“ Unternehmen aus dem Internetumfeld geprägt werden.
ProSiebenSat.1 hat mit Zalando Umsatzbeteiligungsmodelle im großen Stil in Deutschland eingeführt und über Tochterunternehmen Media-for-Equity Deals salonfähig gemacht.
Selbst wenn einzelne Modelle wie z.B. Urbanara nicht funktioniert haben, wurde den Unternehmen durch die Reichweiteninitiative der digitalen Modelle neues Leben eingehaucht.
Umsatz und Gewinne sprudeln mit beachtlichen Wachstumsraten, wobei das digitale Segment mit Wachstumsraten von 32.6% besonders glänzt. Schaut man sich an, wie viel hierbei das E-Commerce Geschäft ausmacht, so ist die Wachstumsrate dort von 44,6% von Jahr zu Jahr der herausragende Treiber der ProSiebenSat.1 Erfolgsstory.
Dann aber auch im eklatanten Gegensatz zu fast allen digitalen Modellen die dort Werbung schalten, sieht das EBTIDA d.h. die operativen Gewinne genau so gut aus. Wachstumsraten und Höhe der Gewinne lassen (siehe Slide unten) keine Wünsche offen. Im E-Commerce sind Händler sicher eine aussterbende Rasse aber im Todeszucken vieler Venture Capital finanzierter Modelle, können sich Reichweitenanbieter noch die Taschen füllen.
Weiterhin hat ProSiebenSat.1 es geschafft ein florierendes Handelsmodell für neue Geschäftsmodelle zu entwerfen. Mittlerweile hat das Unternehmen 54 Deals, d.h. Kapitalbeteiligungen abgeschlossen und mit 3 erfolgreichen Exit, unter anderem dem Verkauf von Tirendo und bisherigen Cash Flow von EUR10m einen besseren Track Record als so mancher professioneller Venture Capital Fund.
Vor allem, wenn man berücksichtigt, dass die Erlöse hier auf „Reichweite“ erzielt wurden, d.h. es waren nur zu einem begrenzten Anteil überhaupt echte Investitionen die getätigt wurden, sondern lediglich die Opportunitätskosten der alternativen Nutzung von Werbeplätzen ist als „Investmentkosten“ zu verstehen. Ein wirklich lukratives Geschäftsmodell!
Wie geht es aber mit ProSiebenSat.1 weiter? Hier hat der Kollege Stefan Heibel eine sehr spannende Analyse erstellt (hier das gesamte Dokument). Wichtig ist vor allem seine Schlussfolgerung für die weitere Zukunft von ProSiebenSat.1.
„Nach fünf Jahren Restrukturierung ist das Unternehmen zu einer Cashcow geworden, die 4,8% Dividendenrendite und solide Bilanzzahlen bietet. Zusätzlich gibt es Bewegung in der Medienbranche, und ProSiebenSat.1 Media ist eines der wenigen Unternehmen, das von der Eigentümerstruktur her eine Übernahme ermöglichen würde.
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Heuschrecken machen Unternehmen zum Übernahmeziel
Oh Schreck, würde man im ersten Augenblick meinen. Doch für ProSiebenSat.1 Media scheinen die Investoren recht hilfreich zu sein. Es handelt sich um Permira sowie KKR, die über eine gemeinschaftlich gehaltene Firma rund 15% der Anteile an ProSiebenSat.1 Media halten.
Es ist bekannt, das solche Finanzinvestoren, die auch gleich jeweils zwei bis drei Aufsichtsratsposten für sich beanspruchen, nicht zum Spaß in das Unternehmen investieren. Das Unternehmen war vor wenigen Jahren am Boden und hat dank der neuen Investoren den Umschwung geschafft. Die Zuschauerzahlen steigen kräftig, der Cashflow ist überaus erfreulich, und die Dividendenrendite beträgt inzwischen stolze 4,9%.
Der Umsatz steigt in diesem Jahr vermutlich um rund 7,5% an. Der Gewinn wächst überproportional um 12%. Vor diesem Hintergrund ist das KGV 14e von 16 in meinen Augen ziemlich günstig. Denn auch im nächsten Jahr erwarten Analysten einen weiteren Gewinnanstieg um 10%.
In den vergangenen Jahren hat ProSiebenSat.1 Media die Verbindlichkeiten von 5,2 Mrd. Euro auf 1,44 Mrd. Euro gesenkt. Bei 2,8 Mrd. Euro Jahresumsatz ist das inzwischen ein vertretbares Maß. Eine weitere Rückführung ist geplant.
Alles in allem ist die Bilanz inzwischen in Ordnung. Das Geschäft läuft und wurde auf die modernen Anforderungen umgestellt. Wenn nun ein Medienkonzern seine Reichweite ausweiten möchte, dann gehört ProSiebenSat.1 Media zu den wenigen TV-Sendern, die von ihrer Eigentümerstruktur als Übernahmeziel in Frage kommen. Denn genau das wäre der goldene Handschlag, den sich Permira und KKR wünschen: Eine Übernahme mit einem gehörigen Preisaufschlag.
Wenn dann jetzt
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Damit ist ProSiebenSat.1 Media nunmehr fast schon am Ziel seiner Restrukturierungsmaßnahmen die vor fünf Jahren begonnen wurden. Und für die beiden Finanzinvestoren naht der Tag, an dem man sich aus diesem Unternehmen verabschieden kann. Daher mein Eindruck: Wenn nicht jetzt, wann dann? Die Branche befindet sich im Umbruch; die Finanzierungskosten für einen potentiellen Käufer sind derzeit extrem niedrig. Viele Übernahmeziele gibt es nicht mehr.
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FAZIT: Dividendentitel mit Übernahmephantasie
Wer also einen attraktiven Dividendentitel sucht, der ist bei ProSiebenSat.1 Media gut aufgehoben. Die neue Unternehmensstruktur hat das Geschäft wieder zu einer Cashcow gemacht, die vielen Anlegern Jahr für Jahr Freude bereiten wird.
Als zusätzlichen Nervenkitzel können Sie sodann die Chance auf eine Übernahme betrachten. Das würde der Aktie Beine machen. Doch wie gesagt, da spielen zu viele Faktoren hinein, um auf eine Übernahme zu spekulieren. Es wäre halt nett.“
Na dann kann es ja losgehen. Vielleicht sollten wir mal eine Liste mit „Gewinnern der Digitalisierung“ erstellen. Durch fallende Preise ist auf meiner Liste der Konsument auf jeden Fall die goldene Nummer 1 aber sicherlich folgen Unternehmen wie ProSiebenSat. 1 dann kurz danach und wie Alex immer so schön beschreibt, wird es wohl noch einige Hersteller und Brands geben welche davon profitieren. Sehr schön auch diese Entwicklungen zu sehen, da es sonst immer nur sehr depressive „Verliererlisten“ gibt und meiner Meinung nach nicht genug auf die Gewinner der Digitalisierung eingegangen wird.
Grade Unternehmen wie ProSiebenSat. 1 können auch hier für andere Reichweitenunternehmen aus dem Verlagsbereich richtige und wichtige Strategien aufzeigen.