Alibaba macht nicht nur mehr Umsatz als eBay und Amazon zusammen, sondern bald wird es über eine ungeheure Finanzkraft verfügen. Der anstehende Börsengang wird sicherlich die nötigen Milliarden für eine schnelle globale Expansion in die Taschen spülen. Hier eine spannende Zusammenfassung aus dem sehr lesenswerten Heibel Ticker zu Alibabas bevorstehendem Börsengang:
„Alibaba ist eine 40%ige Tochter von Yahoo! und der Grund für die gute Kursperformance von Yahoo! seit dem Amtsantritt von CEO Marissa Mayer vor zwei Jahren. Yahoo! bringt insgesamt 35 Mrd. USD auf die Waage, für den chinesischen Online-Versandhändler schätzt man eine Marktkapitalisierung von 150 – 250 Mrd. USD. Im schlechtesten Fall ist allein die Alibaba-Beteiligung von Yahoo! mehr wert als die gesamte aktuelle Marktkapitalisierung von Yahoo!.
Die Chinesen haben sechs Investmentbanken beauftragt, darunter natürlich auch die Deutsche Bank, den Börsengang zu inszenieren. In den kommenden Wochen werden unzählige Roadshows stattfinden, auf denen die Geschäftszahlen von Alibaba in englischer Sprache den amerikanischen institutionellen Anlegern durch Investmentbanker nahegebracht werden. Dadurch versuchen die Banker abzuschätzen, wie viele Aktien sich wohl am Markt platzieren lassen.
Institutionelle Anleger auf der anderen Seite erfahren, dass Alibaba 248 Mrd. USD jährlich umsetzt, mehr als Amazon und eBay zusammen. 11,3 Mrd. Bestellungen werden jährlich von 231 Mio. chinesischen Kunden über das Alibaba-Netzwerk abgesetzt. Jeden Monat nutzen 136 Mio. Chinesen das Netzwerk von Alibaba über ihre mobilen Endgeräte.
Der Umsatz wächst mit 57% p.a., das ist schneller als bei Amazon und bei eBay, und sogar auch als bei Facebook. Und, anders als Amazon, ist Alibaba hochprofitabel, die Bruttogewinnmarge liegt bei 47%, der größte Teil stammt von der Suchmaschine, die den Traffic für Käufe generiert.
DAX und Dow Jones liefen diese Woche seitwärts, Amazon (-6%), eBay (-3%) und Google (-3%) hingegen haben diese Woche abgegeben. Suchen Sie nicht bei Amazon, eBay und Google nach Gründen, schauen Sie sich einfach mal den Tsunami namens Alibaba an, der da aus China auf uns zugerollt kommt. Institutionellen Anlegern läuft jetzt schon das Wasser im Munde zusammen, und sie bereiten sich auf diesen Börsengang vor … durch Verkäufe in den 40 Räubern, damit sie genügend Cash für Alibaba haben.
Wenn Alibaba das übliche Minimum von 10% der Marktkapitalisierung in den IPO (Börsengang) gibt, dann sind das 15-25 Mrd. USD. Facebook brachte am ersten Tag 16 Mrd. USD an die Börse, Visa 19 Mrd. USD. Visa war bislang der größte Börsengang der Geschichte. Alibaba könnte das toppen.“
EU und US Investoren finanzieren hier den wahrscheinlichen Nachfolger von eBay und Amazon, der in den nächsten Jahren das größte disruptive Potential in der globalen eCommerce Landschaft hat. Es stellt sich allerdings die Frage, ob Alibaba dieses Geld überhaupt benötigt. Unternehmen aus der privaten Wirtschaft müssen sich sicherlich über Kapitalzufluss Gedanken machen – aber staatliche Konzerne haben es da schon einfacher. Alibaba zeigt immer wieder, das hier nicht ein privater Mitbewerber an den Markt kommt, sondern ein staatlicher Chinesischer Konzern der das weltweite eCommerce Geschäft aufrollen wird. Auch wenn Firmen wie Yahoo an Alibaba beteiligt sind – im Kern wird Kontrolle und Ausrichtung des Konzerns in China durch regierungsnahe Kreise gesteuert. Nicht nur werden von der Chinesischen Regierung logistische Maßnahmen, wie die Anschaffung von Flughäfen übernommen, sondern jetzt werden auch schon die Händlerfreischaltungen auf Außenministerebene geklärt. Frankreich hat hier als Land einen wichtigen Zugang für die französischen Händler verhandelt. Die Überschrift des verknüpften Artikels ist sicherlich sehenswert „Frankreich macht gemeinsame Sache mit Alibaba“. Spannend.
Welche Implikationen hat dies für die aktuellen Unternehmen am Markt? Amazon und eBay tun gut daran weitere Kapitalinvestitionen jetzt zu tätigen, um die Marktposition zu festigen. Weiterhin sollten die Unternehmen jetzt die Kriegskassen auffüllen – ähnlich wie Google sich bereits jetzt Reserven für weitere Akquisitionen aufbaut.
Amazon sollte ebenfalls überdenken, ob die Verhandlungsführung mit Verlagen und anderen Branchen nicht etwas feinfühliger gestaltet werden sollte. Wenn man eine Monopolstellung hat, dann können harte Verhandlungen zu guten Ergebnissen führen aber die Hersteller und Händler, die so behandelt werden, haben ein sehr hohes Interesse, das Alibaba erfolgreich am Markt einsteigt. Langfristige Partnerschaften werden so jedenfalls für Amazon nicht entstehen.
Konsumenten gewinnen durch Handelstransparenz!
Klare Gewinner dürften die Konsumenten sein. Logistik und Waren, die durch Regierungen quer subventioniert werden, führen im ersten Schritt zu sinkenden Konsumentenpreisen und einem besseren Warenangebot. Alibaba hat nämlich nicht nur hohe finanzielle Schlagkraft, sondern ist eine konsequente Weiterführung der durch das Internet beförderten Transparenz. Asiatische bzw. chinesische Firmen, die Waren für den globalen Markt herstellen, brauchen nicht länger Zwischenhändler, wenn Firmen wie Alibaba die logistische Verteilung ihrer Waren übernehmen. Warum sollte ein Hersteller disproportional viel Marge für Logistik, Payment und einige andere Transaktionskosten abgeben? Natürlich macht eine Plattform wie Alibaba erheblich Sinn für die direkte Ansprache von Konsumentenmärkten. Die Konsumenten kann es freuen, da die gesparte Marge oft direkt in die Reduzierung von Endpreisen re-investiert wird. Allerdings zeigen die momentanen Verhandlungsstrategien von Amazon das Monopole auf lange Sicht auch Probleme bereiten können. Wie Alibaba dieses Machtverhältnis beeinflusst wird sich noch zeigen.
Die eCommerce Landschaft wird weiterhin in Bewegung bleiben und bei Alibaba haben wir nicht nur ein starkes Geschäftsmodell für die Produktionsbetriebe in Fernost, sondern auch eine starke staatliche bzw. politische Komponente, die uns zukünftig wohl noch mehr Überschriften wie „Staat XYZ macht gemeinsame Sache mit Alibaba“ einbringen wird.