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In Deutschland ist es bisher nur sehr am Rande üblich, Akquisitionen für „Team Hires“ durchzuführen. Der Erwerb von Firmen ohne Fokus auf Kunden/Gewinne, sondern allein mit der Absicht das Team zu übernehmen ist allerdings ein sehr spannender Weg in der Digitalisierung, um schnell nach vorne zu kommen. Wie bereits beschrieben ist der perfekte Sturm immer ein Zusammentreffen von mehreren Faktoren. In der Digitalisierung herrscht ein ständig wachsender Handlungsdruck, aber Personen mit notwendige Erfahrung und Kompetenz sind weiterhin sehr rar. Selbst wenn man Einzelpersonen für eine Rolle innerhalb eines Unternehmens begeistern kann, müssen diese dann mühsam ein Team motivieren oder zusammenstellen, das ihnen operative Umsetzungskapazitäten liefert. Das ist in der Vergangenheit nicht nur einmal gescheitert oder sehr viel langsamer verlaufen als geplant.

Wo kann man also als Unternehmen erfolgreiche Beispiele sehen? AboutYou mit dem Kauf der Unternehmensgruppe rund um die NetImpact Dienstleistungsgruppe ist sicherlich ein herausragendes Beispiel am deutschen Markt. Tarek Müller und Sebastian Betz sind mit einem kompletten, operativ sofort einsetzbaren Team in die OTTO Gruppe gekommen und konnten so innerhalb kürzester Zeit sinnvoll Kapital allokieren, um ein Geschäft aufzubauen das bei einem Unternehmen wie der OTTO Group wirkliche Mehrwert bzw. Relevanz darstellt.

Ebenfalls ist der Kauf von Hitmeister durch Real ein kluger Schachzug gewesen. Wie man schnell am allgegenwärtigen Rebranding gemerkt hat, wurde hier ein eingespieltes Team mit einer leistungsstarken Technologie übernommen, damit das Kerngeschäft von Real wesentlich schneller digitalisiert wird.

Negativ Beispiele gibt es sicherlich auch zahlreiche. Der Verkauf von Tirendo an Delticom ist sicherlich ein Paradebeispiel für einen schlechten Deal. Das Gründerteam verließ nur kurz nach der Übernahme das Unternehmen und die Einstellung des Geschäfts führte nur kurze Zeit nach Abschluss des Deals dazu, dass der doch stattliche Kaufpreis eine völlige Fehlinvestition war.

Es ist spannend zu beobachten, was bei den erfolgreichen Deals richtig gemacht wurde. Die Führungsteams bei Hitmeister und AboutYou haben in der Anbahnungsphase genau verhandelt, dass nicht nur die Chemie auf Führungsebene stimmt, sondern dass ihnen auch ausreichend unternehmerische Freiheiten gegeben werden. Die perfekte Mischung aus Freiheit, einfacherem Zugang zu erheblichen Kapitalressourcen und schnelle Entscheidungswege sind unbedingt notwendig, damit eine Team Hire auch zu den vom Käufer erhofften Erfolgen führt.

Wir sind leider (aus Sicht der Gründer) bzw. zum Glück (aus Sicht der Unternehmen) noch weit von US amerikanischen Verhältnissen entfernt, wo auch einmal USD3 Milliarden für eine Team Hire ausgegben werden – bei jet.com konnte ich auch noch nach viel Recherche kein Geschäftsmodell entdecken, aber der Gründer hat dennoch sofort walmart.com übergeben bekommen und treibt jetzt diese Platform weiter. Ob Beträge in dieser Höhe noch sinnvoll sind wird, zu sehen sein aber es zeigt auf jeden Fall, dass diese Art des Teamaufbaus im Konzernumfeld in den USA erheblich liberaler eingesetzt wird als in Deutschland. Es bleibt also spannend, ob es auch im deutschen Markt mehr solcher Akquisitionen zu beobachten gibt, Bei steigendem Druck und wenig Handlungsmöglichkeiten deutscher Großunternehmen ist aus meiner Sicht sicher in einigen Fällen damit zu rechnen.

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Showing 3 comments
  • Lennart

    Hi Nils!
    Wie siehst du denn gerade in Deutschland die Situation? Was wären sinnvolle „Acqui-Hires“? Bei vielen B2B-Unternehmen, die ich kenne und teilweise als Kunden betreue, könnte ich mir vorstellen, dass die Übernahme einer 5-10 Mann Agentur durchaus für einen kurz- und mittelfristig positiven Effekt in der Vertriebsdigitalisierung sorgen kann.

    • Nils Seebach

      Hallo Lennart! Ich finde den Weg einer Acqui-Hire auf jeden Fall sinnvoll, da hier wieder zwei Faktoren zusammen kommen. Einerseits haben kleinere Agenturen im E-Commerce/SEO/Online Bereich es im Moment extrem schwer zu wachsen und Kunden zu finden, andererseits sind Headhunter und normale Recruitmentprozesse sehr teuer geworden. Durch diese beiden Faktoren gibt es viele kleine Agenturen, die einen Kauf positiv bewerten würden und andereseits sind die Kosten im Vergleich zwischen „Acqui-Hire“ und „Headhunter“ gar nicht mehr so groß. Spezifisch in Deutschland sehe ich sehr viele potentielle Kaufkandidaten aber leider scheinen grade die B2B Unternehmen an dieser Methode nicht interessiert zu sein. Da werden dann erst die Firmen gekauft, die große Umsätze habe und das Talent ehr nicht intern in einem frühen Stadium aufgebaut (was oftmals der bessere Weg wäre).

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