Wie ich bereits in meinem Artikel zum „Neuen Markt 2.0“ angedeutet habe, braucht es für eine erfolgreiche Start-Up-Kultur eine Anpassung der vorherrschenden Analysemethoden. Zu viele Finanzanalysten haben nicht erkannt, dass mit der Digitalisierung auch sehr viele neue Datenpunkte zur Geschäftsmodellanalyse hinzu gekommen sind. Noch nie war es so einfach große Datenmassen schnell und effizient zu prüfen. Dennoch stößt man in Analyseberichten in Zeitungsartikeln, wissenschaftlichen Arbeiten oder Veröffentlichungen von Banken immer noch vornehmlich auf Datenquellen, die im besten Falle vor 20 Jahren interessant waren. Noch schlimmer finde ich den ständigen Bezug auf Finanzberichte, die auf jeden Fall Monate bzw. Jahre alte Zahlen nutzen, wenn gleichzeitig im großen Umfang tagesaktuelle Zahlen zur Verfügung stehen.
Was meine ich damit?
Alex hat in seinem Blog Kassenzone.de vor ca. 1 Jahr die Frage gestellt, was denn nun das beste Shopsystem ist. Hierzu wurden viele qualitative Faktoren besprochen und in den Kommentaren diskutiert, aber es wurden wenige quantitative Angaben gemacht. Wie viele Leute sind denn nun konkret an welchem Shopsystem interessiert? Wie sieht dieser Trend im Zeitverlauf aus?
Falls sich jetzt also irgendwo ein CFO die Frage stellt, welchen Shopsystem-Anbieter er kaufen sollte, dann wäre eine Marktanalyse essential. Welcher Shopsystem-Anbieter ist auf dem absteigenden und welcher auf dem aufsteigenden Ast? Die Analyse basierend auf Suchanfragen von Google über Google Trends gibt hierzu bereits sehr viele interessante Ansätze. Im Graphen unten kann diese Statistik auch noch einmal angeschaut werden.
Die Trendentwicklung des „Platzhirsches“ Magento ist zwar abflachend, aber insgesamt dominiert der Shopsystem-Anbieter in Deutschland. Shopware ist der klare Aufsteiger und hat bereits XT Commerce und Hybris hinter sich gelassen und gerade zu Oxid aufgeschlossen. Wäre ich also auf der Suche nach einem M&A Target, um mit den großen Akquisen des letzten Jahr (z.B. Hybris/SAP) mitzuhalten, dann würde ich sehr schnell nach Schöppingen fahren und würde mich dort umschauen.
Als ein praktisches Beispiel für die Aussagekraft kann ich aus eigenem Hause berichten, dass wir bereits seit Längerem genau diese Daten für unsere Geschäftsmodelle nutzen. eTribes hat dieses Vorgehen geholfen, sehr früh auf Shopware als neuen Agenturschwerpunkt zu setzen – die Erfolgreiche Positionierung von NetShops hat sicherlich auch mit der konsequenten und frühen Entscheidung für Shopware zu tun.
Weiterhin frage ich mich, ob SAP-Analysten diese Übernahme untersucht haben und sich die Mühe gemacht haben, die unten angegebenen Marktinteressen zu analysieren. Hat SAP hier auf das richtige Pferd gesetzt? Wird sich die Entwicklung von Hybris nach der Übernahme hier widerspiegeln? All diese Fragen lassen sich mit neuen Analysemethoden sehr einfach beantworten und sollten einen festen Platz in den Analysemodellen im Finanzbereich erhalten.
Zum Abschluss noch ein Fun-Fact: Wie sieht eigentlich die E-Commerce-Landschaft in Deutschland aus? Gibt es hier starke regionale Tendenzen? Welche Aussagen kann man hier für die zukünftige wirtschaftliche Entwicklung der deutschen Regionen schließen? Schaut Euch doch einfach mal die regionalen Ergebnisse der Suchanfragen unten an … hier beginnt man mit den tiefer gehenden Analysen, die noch viel mehr Rückschlüsse auf die Geschäftsentwicklung zulassen.
Ich frage mich, machen hier einige Firmen nur selektive Werbung? Welche Marketingstrategien verfolgen die Unternehmen? Gibt es weniger Nachfrage? Bei einigen Systemen scheinen die neuen Bundesländer in der Tat noch ein weißes Tuch zu sein!
Diese Analysen sind nur Beispiel um zu zeigen, welche substantiellen neunen Informationsquellen zur Verfügung stehen – diese sollten bei Analysen auch konsequent genutzt werden.