Im Rahmen der Solutions Konferenz am Kampnagel durfte ich bei einer spannenden Paneldiskussion zum Thema Finanzierung teilnehmen. Als Unternehmer liegt einem natürlich die Beschaffung von benötigten Finanzmittel immer sehr am Herzen und oft werden einem von der Hausbank nur Lösungen und Vorschläge gemacht, die einem nicht grade die Wörter dynamisch oder agil ins Gedächtnis rufen. Wie sieht es denn in Deutschland nun mit der dynamischen Finanzierung für Unternehmen aus?
Besser. Jedenfalls meiner Meinung nach gab es im Finanzmarkt in den letzten Jahren einige Bewegung. Nicht nur haben wir in Berlin eine sehr aktive Venture Capital bzw. Frühfinanzierungsszene, sondern auch die Fördermittelandschaft kommt mit Programmen wie der Hamburger Innovationsförderung immer mehr in der agilen Finanzierungswelt an. Auch die Hausbanken entdecken immer mehr die digitalen Unternehmen als neue Wachstumstreiber. Auch wenn dort die Risikovermeidung im Vordergrund steht, können ein Mietaval und ein kleiner Dispokredit in Kombination mit einer Firmenkreditkarte den Alltag eines jungen Unternehmens erheblich besser machen.
Genauso wie es neue Mittel gibt, werden auch einige neue Finanzierungsformen still und heimlich wieder beerdigt. Crowdfunding war mal ein großer Hype aber viele spannende Pleiten haben gezeigt, dass die Anlageform in Deutschland keinen erheblichen Beitrag zur Wachstumsfinanzierung bringen wird.
Weiterhin kommen auch immer mehr erfolgreiche Gründer in den Genuss einer Kapitalspritze durch einen Exit. Wenn ein Gründer heute erfolgreich Kapital erhalten hat, wird immer auch ein ordentlicher Anteil dieses Kapitals in neue Unternehmen gesteckt. Daher finde ich, dass die jungen Unternehmer heute auf ein viel größeres Portfolio von Finanzierungswegen zugreifen und damit selber eine dynamische Finanzierung auf die Beine stellen können. Was für mich dynamische Finanzierung nicht bedeutet ist, dass die HASPA auf einmal bei Gründungen Risikokapital zur Verfügung stellt. Die Spekulation ob ein Start-up funktioniert oder nicht ist nicht das Geschäftsmodell einer Bank – daher kann man da auch nicht viel Agilität verlangen. Natürlich ist es hier sehr störend, wenn die Bank für eine ja/nein Entscheidung sechs Monate braucht aber ultimativ sollte die Bank nicht ins Risiko gehen.
Wie geht es in der Zukunft weiter mit dynamischen Finanzierungen?
Auch wenn es Lichtblicke gibt und die Situation an sich besser ist haben wir noch einen langen Weg vor uns. Grade junge Unternehmen aus dem digitalen Umfeld haben es mit den traditionellen Anbietern noch sehr schwer. Es braucht neue und dynamische Ansätze für die Finanzierung von Unternehmen. Mit dem zunehmenden Fokus auf neue Fintech Modelle bin ich aber auch ganz beruhigt, dass hier eine Vielzahl von neuen Finanzierungsprodukten an den Markt kommt. Ebenfalls sind die etablierten (Digital-)Unternehmen bereit hier Hilfestellung zu geben. Amazon Business räumt selbst kleinen Unternehmen schnell und unkompliziert eine Kreditlinie für Käufe dort ein. Hier werden Finanzmittel wesentlich schneller und leistungswirksamer der breiten Masse von Unternehmen zur Verfügung gestellt. Wenn sich also die Bundesbank oder die Federal Bank fragt, warum trotz Leitzinssenkung kein Geld in der Realwirtschaft ankommt, dann sollten sie einfach mal schauen, ob es nicht logischer wäre einem Unternehmen wie Amazon die Verteilung von Kapital zu überlassen als einer Bankenstruktur die sich nur gegenseitig Geld leiht. Das billige Geld ist nämlich nur im Finanzsektor zu spüren und sicherlich nicht in der realen Wirtschaft. Daher bleibt es weiter spannend und viele neue und dann hoffentlich agile Finanzierungsmöglichkeiten stehen für Gründer in den Startlöchern.