Ohne Digital Business kein AI-driven Business – und damit keine Aussicht auf Erfolg.
Der Sommer 2025 hat jedem Entscheider im Handel in grell leuchtenden Neonbuchstaben gezeigt, wie eng diese Logik inzwischen greift:
- Amazon rollt „Rufus“ in den europäischen Beta-Test und holt den Einkaufs-Concierge direkt ins Interface – inklusive voller Sortiments-Integration und personalisiertem Pricing. Könnte spannend sein, was da nach der Beta-Phase wohl noch kommt. Und: Für Seller wird das ein teures Rennen um die Ergebnisplätze, weil Amazon bestimmt ordentlich Retail Media dafür verlangt.
- OpenAI arbeitet an Checkout-Funktionen in ChatGPT: Produkte suchen, bewerten und bezahlen – ohne den Dialog zu verlassen. Nicht nur für Google Shopping neue Konkurrenz, sondern Bestätigung des Trends, dass KI Shopping nicht nur verändert, sondern übernimmt.
- Beweisstück #117 dafür: Perplexity jagt mit dem Comet-Browser ganze Warenkörbe durch Agenten-Logik. Der Nutzer sagt „Füll’ mir den Rucksack für die Wanderung in den Rocky Mountains“, der Bot erledigt Recherche, Auswahl und Bestellung.
Sicher ist meine Aufzählung nicht vollständig, aber der Trend ist klar. Damit kippt das alte Werbemodell ins Transaktionsmodell. Klick-Abhängigkeit? Abgelöst. Sichtbarkeit? Jetzt entscheidet die Prominenz im LLM-Prompt. Digitalexperte Holger Schmidt hat es auf den Punkt gebracht: Wer nicht in den Modellen vorkommt, existiert für den Kunden schlicht nicht mehr. Wir erleben also „das Ende des E-Commerce, wie wir ihn kennen“.
Wahrsagung und Wahrheit bei der K5
Meine Etribes-Kollegin Karo Junker de Neui skizzierte auf der K5 in Berlin drei brutale, aber befreiende Wahrheiten:
- Von Effizienz zu Empathie: Plattform-KI macht Transaktionen beliebig; Marken punkten nur noch mit Haltung und Community. Effizienz ist Commodity – die nächste 100-Mio.-Umsatz-“Lovebrand” kann aus fünf Leuten bestehen.
- New channels, new winners: TikTok Shop heute, Perplexity morgen. Wer zuerst lernt, gewinnt.Extreme Multichannel-Fähigkeit ist kein Nice-to-have, sondern Eintrittskarte für „under-priced attention“ in TikTok Shop & Co.
- Geschwindigkeit schlägt Strategie: Temu baute sein MVP in drei Monaten, während hierzulande noch Business-Cases zirkulieren oder Board-Meetings terminiert werden.
Die Botschaft: Wer sich nicht ständig neu erfindet, wird täglich ein Stück weiter nach hinten durchgereicht. In diesem Sinne empfehle ich auch die Kassenzone-Episode von Karo mit LUQOM-CEO Vanessa Stützle.
Reality-Check: Zahlen aus der neuen Etribes × Statista-Studie
Wie eingangs schon gesagt: Ohne Digital Business kein AI-driven Business – und damit keine Aussicht auf Erfolg. So hart das klingt, so wahr ist es. Noch immer gibt es Unternehmen, die die digitale Transformation zögerlich angehen. Höchste Zeit, jetzt mit Vollgas nach vorn zu gehen, um dann auch das durch KI beschleunigte Rennen mitmachen zu können!
Wer sich fragt, wie das gehen kann, der sollte die 2025er Etribes-Studie lesen. Das Paper zur Studie verbindet datenbasierte Insights mit praktischen Handlungsempfehlungen und gibt Orientierung. Wir haben mit Statista zusammen 100 Führungskräfte befragt und Experten Einschätzungen abgeben lassen. Die Ergebnisse zeigen:
- 75 % der deutschen Führungskräfte sagen: Die nächsten Jahre entscheiden über den digitalen Unternehmenserfolg.
- Doch nur 33 % halten ihre IT aktuell für flexibel
- Und erst 27 % haben eine vollständige Daten- oder KI-Strategie implementiert
Die Konsequenz: Ohne skalierbare IT, belastbare Datenbasis und verankerte KI-Use-Cases bleibt jede KI-Initiative Flickwerk.
Drei Hebel, die jetzt bewegt werden müssen:
- Zukunftsfähige IT: Headless statt Monolith, API-First statt Schnittstellen-Chaos.
- Exzellente Datenlandschaft: Datenqualität wird Chefsache, sonst fällt jede AI-Application auf die Nase.
- Operative KI: Vom Pilot-Zoo zur Wertschöpfung in Pricing, Service und Forecasting.
Wer diese Trias meistert, steigt nicht nur in die Liga der AI-Ready-Retailer auf – er sichert sich auch das letzte echte Differenzierungspotenzial: Nähe, Relevanz und Tempo.
Es bleibt alles anders
2025 markiert den Übergang vom “Scroll & Click”-Commerce zum “Ask & Receive”-Commerce. Spielmacher sind die Plattformen – doch Spielfelder bleiben für Händler, die jetzt ihre Daten, Systeme und Organisation auf AI-Tauglichkeit trimmen und dabei den menschlichen Mehrwert ins Zentrum stellen.