Alibaba, wer war das noch einmal? In der deutschen Firmenlandschaft fällt immer wieder auf, dass erstaunlich vielen der Name Alibaba nicht viel sagt oder man hierzulande von der bisherigen Entwicklung nicht besonders beeindruckt ist. Erst kürzlich gab es Nachrichten zum neuen Deutschland-Chef – nur wird ein Omnichannelmanager von Karstadt und davor von Yahoo – wahrscheinlich im besten Falle vom Markt nur als Totengräber von sterbenden Geschäftsmodellen wahrgenommen. Grade mit dieser Besetzung sollte sich die „Gefahr“, die von Alibaba ausgeht, in den Augen vieler relativiert haben.
Das ist meiner Meinung nach aber weiterhin eine Bewertung, die sich für viele Unternehmer und Strategen in der Zukunft als schwere Fehleinschätzung entlarven wird. Denn es gilt immer noch die einfache Logik: sobald die herstellenden Unternehmen in China einen direkten Vertriebszugang zu den Endkonsumenten in Europa erhalten, sind die europäischen Zwischenhändler für sie überflüssig. Positiv gesehen funktioniert das auch anders herum – Alibaba ist ein sehr einfacher Weg, um den chinesischen Markt mit westlichen Waren zu versorgen. Zu Recht werden Alibaba’s Zukunfstaussichten höher bewertet als Amazon’s, da nicht nur diese Logik weiterhin richtig ist, sondern zusätzlich der chinesische Markt, trotz aller temporären Probleme, eine mächtige Profitmaschine für Alibaba und die verbundenen Unternehmen darstellt. Das Core – Asset des vollen Zugang zum chinesischen Markt kann gar nicht hoch genug bewertet werden. Nicht nur der Börsengang mit der 25 Mrd. Dollar Kapitalspritze, sondern die schiere Größe von Alibaba werden dafür sorgen, dass wir weiterhin mit diesem Unternehmen rechnen müssen. Im Schatten der geringen bzw. negativen Beichtserstattung ist Alibaba jedoch weiterhin fleißig und bringt nach und nach alle Service Angebote in die westliche Welt, die für eine komplette Übernahme des „Amazon Geschäfts“ notwendig wären. Klingt relevant? Dann sollte wohl jede noch so kleine Nachricht in Bezug auf Alibaba mit hohem Interesse in Europa verfolgt werden. So kann man zum Beispiel die Alibaba Expansion mit Offices in London, München, Paris und auch die Bemühungen in den USA beobachten, oder die Erweiterung des Alipay Angebots auf Europa.
Ebenfalls wurde vor kurzem Youku vollständig übernommen, um US Serien auf den chinesischen Markt zu bringen. Weiterhin zeigt dieser Richtungswechsel der Leistungen – also in der westlichen Welt hergestellte Produkte oder Content Formate – auf dem wachsenden und lukrativen chinesischen Markt anzubieten. Chinesische Konsumenten können außerdem über Alibabas Kanäle wie Tmall von europäischen Firmen direkt angesprochen werden. Auch in dieser Konstellation sind viele europäische Unternehmen noch viel zu zögerlich, und verpassen eine riesige Umsatzmöglichkeit. Wenn sogar Amazon einen Shop bei Tmall eröffnet, dann kann ich nur jedem europäischen Unternehmen empfehlen, auch hier dem E-Commerce-Giganten nachzueifern und es ihm gleich zu tun.
Oder ist Alibaba nur eine Drohkulisse? Sicherlich nicht – denn die Logik des Markteintrittes auf einer globalen Ebene ist eine durchdachte Strategie. Alibaba investiert geschickt und strategisch um die Vormachtstellung im chinesischen Markt in eine globale Monopolstellung zu übertragen. Alibaba bleibt also der große Räuberschreck am Firmament. Aber in diesem Falle kann man durchaus seine Aktivitäten für sich nutzen. Europäische Unternehmen müssen dafür vor allem aus der verbreiteten Amazon-Starre aufwachen und zusehen, nicht die Chancen zu verpassen, die durch Tmall und andere Alibaba Unternehmen geboten werden.