Wer dieser Tage mal bei Hamburg Eins reinhört, dem wird die neue IKEA-Werbung wohl mehr als geläufig sein. Wird man doch damit regelrecht zugeballert, wenn man den Lokalsender hier an hat. Und anderswo in der Republik wird das wohl auch nicht anders sein. Einige von euch werden den Spot also genauso gut nicht mehr hören können, wie ich.
Dabei geht es mir gar nicht so sehr darum, dass der IKEA-Spot so oft läuft. Klar, es nervt immer, wenn einem eine Werbung gefühlt 20-mal am Tag vorgespielt wird, obwohl man nur ein paar Stunden das Radio laufen hat. Aber das war nie anders. First rule of ad-club: Damit die Werbung wirkt, muss sie bis zu dem Punkt wiederholt werden, an dem sie allen zum Hals raushängt – und dann noch mehr.
Klingt nach tollem Angebot – ist es aber nicht
Nein, was mir an dieser IKEA-Werbung so unheimlich auf den (‘tschuldigung) Sender geht: Das Gefühl, als Konsument überhaupt nicht für voll genommen zu werden. Da wird mir nämlich von einem freundlichen „IKEA Mitarbeiter“ (der sich verdächtig wie ein unterbeschäftigter Synchronsprecher anhört) in penetrant schlichten Sätzen erklärt, wie toll folgendes Konzept sei: „Bestelle online, wir packen es für dich im Laden zusammen und du holst es ab!“
Als ich die Werbung das erste Mal gehört habe, löste sie bei mir in etwa folgenden inneren Monolog aus: „Bestelle online“ – Gerne doch, das mache ich doch glatt! „Wir packen es für dich im Laden zusammen“ – Find‘ ich auch gut. Schließlich bin ja ich zu Hause und seid doch ihr im Laden. Funktioniert also viel besser, wenn ihr das macht. Komisch allerdings, dass das noch extra aufgeführt werden muss. Schließlich brüstet sich Amazon nicht damit, dass seine Mitarbeiter meine Bestellung für mich kommissionieren… „Und du holst es ab!“ Soso. Da ist also der Haken an der Sache. Hätte ich mir ja denken können.
Denn bei IKEA ist es seit Jahr und Tag oberstes Gebot, den Kunden unter allen Umständen in den Laden zu bringen. Alles andere – was der Kunde denn eigentlich möchte; was längerfristig gesehen kommerziell sinnvoll wäre; was mittlerweile überhaupt marktfähig ist – wird dem einzigen Ziel untergeordnet, den Kunden sonnabends durch den stationären Spießrutenlauf zu jagen, damit er am Ende als Trostpreis mindestens ein paar hochmargige Kleinartikel mitnimmt und seine schreienden Kinder mit nach Behördenkantine duftenden Köttbullar und Industrieeis vom Allerfeinsten besänftigt.
Kundenzentriertes (Online-)Shopping? Nicht mit den Schweden!
Das kriegt man schon dann zu spüren, wenn man auf Ikea.de geht – und (am Abrufdatum 18.09.) an belanglosen Pressemitteilungen wie „Der neue IKEA Katalog ist da!“ und „Am 20.09. ist Weltkindertag“ vorbeiscrollen muss, bevor überhaupt etwas leidlich Online-Shop-mäßiges kommt. Und auch hier prangt ganz oben das erste Gebot: „Click & Collect: Online bestellen, im Einrichtungshaus abholen“. Was allerdings noch nicht kommuniziert wird (auch nicht in der Radiowerbung): Click & Collect gibt es nicht umsonst! Für ein Warenwert bis 300 Euro berechnet IKEA ja bekanntermaßen unverschämte 39 Euro für die Lieferung nach Hause (ja, mehr als 10% drauf als Liefergebühr – IKEA macht’s möglich). Aber noch unverschämter: Selbst für Click & Collect werden für denselben Warenwert 10 Euro berechnet.
Das heißt im Klartext: Ich darf selbst – auf eigene Spritkosten – zum IKEA-Einrichtungshaus irgendwo am Stadtrand fahren und höchstpersönlich die sperrigen, unhandlichen, schweren Sachen ins Auto wuchten, bevor ich wieder auf eigene Spritkosten dieselbe Strecke zurücklege, um meine noch aufzubauenden Möbel im Schweiße meines Angesichts ins Haus zu hieven. Und das kostet mich auch noch 10 Euro. Zum kurzen Vergleich: Bei Home24 werden mir die Sachen frei Haus geliefert und sogar eine eventuelle Retoure wäre für mich kostenfrei.
Cupcakes und Köttbullar
Die New Yorker haben für solche haarsträubenden Versuche, ihnen einen schwerwiegenden Nachteil als sensationelles Verkaufsargument unterzujubeln, einen für ihr hartes Pflaster typisch flapsigen Ausruf: Don’t shit on my cupcake and tell me it’s icing!
So möchte ich rufen: „IKEA, hör endlich auf, Köttbullarhaufen auf alles zu setzen und dann noch zu behaupten, dies sei ein besonderer Service!“ Aber nein! Anstatt endlich mal einen konkurrenzfähiges Online-Angebot zu machen, befüllte der Möbelriese während der Pandemie auch noch das Internet mit teuer produzierten Videos, die mir weismachen wollen, wie toll es sei, selber zu einem IKEA-Standort zu fahren und umständlich eine eigentlich bestens mit dem Paketdienst zu versendende Bestellung abzuholen.
Click & Collect? Der einzige Klick, den ich hier betätige, ist der Klick weg – zum nächsten Anbieter. Dann stehe ich auf, um das Radio auszumachen.
Allerfeinsten Dank! Längst seit Jahrzehnten überfälliges Statement! Ikea outsourced den für sich gepunkteten Pseudo-Service an den Endverbraucher, der ihr Zahlmeister ist.
Als Frühstschwerhörige und ertaubte Person bleibt mir – Gott, sei Dank – das Radio verstehen zu müssen erspart. Aber den besten Spruch, der mirzutiefst treffend mir je über die Augen gelaufen ist und in Erinnerung geblieben ist aus den 1990ern, ist das von der Volksbank lancierte Plakat: >>Wir wollen nur Ihr Bestes – Ihr Geld<< Besser kann man keine Warnung aussprechen, finde ich…
Allerfeinsten Dank! Längst seit Jahrzehnten überfälliges Statement! Ikea outsourced den für sich gepunkteten Pseudo-Service an den Endverbraucher, der ihr Zahlmeister ist.
Als Frühstschwerhörige und ertaubte Person bleibt mir – Gott, sei Dank – das Radio verstehen zu müssen erspart. Aber den besten Spruch, der mir zutiefst treffend mir je über die Augen gelaufen ist und in Erinnerung geblieben ist aus den 1990ern, ist das von der Volksbank lancierte Plakat: >>Wir wollen nur Ihr Bestes – Ihr Geld<< Besser kann man keine Warnung aussprechen, finde ich…
Wir haben Click und Collect genutzt um den konfigurierten Schlafzimmerschrank abzuholen (2 Paletten). Die Abwicklung war problemlos, die Verweilzeit bei IKEA unter 20 Minuten. Wir hatten das Produkt zum Zeitpunkt an dem wir es brauchten. Abholung und Zusatzkosten waren es uns allemal wert die Verfügbarkeit in unserem engen Zeitplan sicherzustellen und nicht auf die Anlieferung in einer noch nicht bewohnten Wohnung warten zu müssen. — Es kommt halt darauf an was man braucht.