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Über die Digitalkaufmann Whatsapp Gruppe bekomme ich, neben spannenden Diskussionen, auch immer wieder Gedankenanstöße für neue Artikel. Daher ein Danke an Digitalkaufmann-Whatsapp-Mitglied 0160 886XXXX und die Fragestellung „Amazon/Rossmann: wer profitiert mehr davon“? Das ist eine sehr interessante Frage, da der deutsche Einzelhandel ja grade mehr von sich reden macht, wenn es darum geht seine Parkplatzflächen optimal zu monetarisieren. Steigbügelhalter für Amazons Logistik zu sein wird aber hoffentlich nicht das Endziel dieser Initiative sein.

Wie sieht es wohl aus in Bezug auf Rossmann und Prime Now?  Im ersten Schritt können wir uns ja die Logik für beide Seite anschauen. Rossmann gewinnt einen super Absatzkanal und kann bei Amazon Pantry und Amazon Fresh sicherlich ihre Produktpalette sehr gut an den Kunden bringen, wenn das Amazon Prime Now Experiment funktioniert. Weiterhin kann Rossmann so einige Erfahrungen mit den Online Geschäft sammeln und auf die technologische und logistische Infrastruktur von Amazon zugreifen. Innerhalb der sehr verschlafenen Drogeriemarktwelt, kommt auch noch die digitale Vorreiterrolle als Punkt hinzu. Das sind alle kurzfristigen, positiven Argumente die mir einfallen.

Als reiner Händler bei Amazon aufzutreten (Seller) wird für Rossmann allerdings auch viele negative Aspekte miterleben. Der Kunde kann jetzt mit völliger Preistransparenz herausfinden, ob die Produktpalette von Rossmann bei Amazon von anderen Marktplatzteilnehmern angeboten wird. Weiterhin wird in dem Artikel der Internet World Rossmann dafür gelobt als „Seller“ bei Amazon aufzutreten und damit die „Hoheit“ über Sortiment und Preise zu behalten. Grade das sehe ich als schweren Fehler der Rossmann Strategie an, denn es impliziert für mich, dass ein Großteil des Sortiments Drittmarken sein werden. Somit tritt Rossmann bei Amazon in den direkten Wettbewerb mit den Herstellern bzw. deren Vendoren Aktivitäten und muss sich mit vielen anderen Sellern auf dem Marktplatz Preisschlachten in Bezug auf Fremdmarken liefern. Grade diese Entscheidung führt zu einem völligen Verlust über der Preis- und Sortimentshoheit.

Konsequent wäre es gewesen als Vendor mit Eigenmarken oder sogar einem eigenen Sortiment bei Amazon einzusteigen. Rossmann müssen doch extrem viele Daten über Renner/Penner, Fremdmarken/Eigenmarken vorliegen. Werden die gar nicht genutzt? Die Zeit der Zwischenhandelsstufen ist einfach vorbei. Bei einer Vendoren Strategie gekuppelt mit eigenem Sortiment hätte Rossmann auch wirklich analysieren und begreifen können worauf es jetzt im Online Handel ankommt. Mit einem Seller Account kann ich die Vorstandspräsentation in 6 Monaten eigentlich schon jetzt schreiben – Sortiment ist doof, Preise werden immer runtergedrückt und Wettbewerb ist sehr, sehr anstrengend. Daher von mir ein paar Pluspunkte für das überhaupt versuchen aber große negative Punkte weil das Projekt nicht in aller Konsequenz durchdacht bzw. umgesetzt wurde.

Jetzt aber zu Amazon: Im Drogeriegeschäft ist sicherlich auf jeden Fall noch „Day One“ der Digitalisierung. Rossmann als Kooperationspartner gewonnen zu haben ist sicherlich eine sehr spannende Marketingidee für Amazon Now und wird dafür sorgen, dass viele deutsche Kunden von diesem Service erfahren. Ebenfalls können sicherlich einige Tips und Tricks gelernt werden. Ansonsten ist die deutsche Eigenart der Drogeriemärkte für Amazon sicherlich ziemlich irrelevant und über die schnelle Verbreitung von Amazon Now durch Werbemaßnahmen und Presseresonanz basierend auf dem Rossmann Deal kann ich keinerlei nennenswerte Vorteile für Amazon entdecken. Vielleicht kann Rossmann noch dazu überzeugt werden über Amazon Marketing Services viel Werbung in das Programm zu kippen. Das wäre zwar so ähnlich, als ob man als Hausbesitzer der Abrissbirne noch ordentlich Benzin reinschüttet, aber wenn ich mir das Beispiel der Amazon Paketkästen im deutschen LEH anschaue, dann bin ich mir sicher, dass wir noch viele lustige „Kooperationsansätze“ sehen werden.

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Showing 2 comments
  • Birgit Heidecker

    Aber die Vendor-Strategie mit Eigenmarken hat ja schon dm erfolglos bei Amazon probiert. Außerdem ist die Konkurrenz bei Prime Now nicht so groß wie sie auf dem Marktplatz an sich sein mag. Ich unterstelle auch mal, dass Prime-Now-Kunden gar keine Preise vergleichen, weil ihr Bedürfnis nicht „billig“ sondern „schnell“ ist. Insofern kann Rossmann in der Kooperation schon eine Menge lernen. Und bleibt sein eigener Herr.

    • Nils Seebach

      Hallo Birgit – ich denke, dass nur Prime Now einfach zu kurz gedacht ist. Nur weil einer es mit der Eigenmarken Idee bei DM nicht geklappt hat, muss es nicht eine schlechte Strategie sein. Kontrolle verbleibt meiner Meinung nach mehr bei Vendoren als bei einzelnen Amazon Programmen als Seller. Time will tell 🙂